Die belebende Schönheit der Natur

Autorin: Ilona Dörr-Wälde

Welche Orte verbinden Sie mit Heimat?

Zu unseren wundervollsten Erinnerungen zählen die Erinnerungen an schöne Orte, an denen wir uns sofort heimisch fühlten. Warum? Weil wir uns in der Gegenwart des Schönen am lebendigsten fühlen, denn es kommt den Bedürfnissen unserer Seele entgegen.

Das habe ich selbst intensiv erfahren: Zum dritten Mal besuchte ich mit meinem Mann das Dorf Rasa in den Tessiner Bergen. Es ist ganz abgelegen. An der Talstation einer kleinen Seilbahn fanden wir einen Knopf, den wir drückten. Die Kabine setzte sich in Gang und brachte uns nach oben.

Dort oben, ohne Auto, ganz in der Natur, spürte ich unmittelbar nachdem ich die steinigen Gassen des kleinen Dörfchens mit seinen jahrhundertealten Steinhäuschen betreten hatte, Vertrautheit und Geborgenheit.

Es war wie ein Heimkommen: Es zog mich zu der Bank, auf der ich schon oft gesessen hatte. An diesem Ort spürte ich ganz tiefe Bestätigung. Ich fühlte mich einer tieferen Gemeinschaft zugehörig, alles war geordnet und klar und in Frieden. Hier kann ich sein, hier bin ich nicht allein.

Entdecken Sie die Elemente in der Natur

Ich lade Sie ein, die Symbole in Ihrer Umgebung ganz neu zu entdecken. Bei meinen Gängen durch die Tessiner Landschaft sind mir folgende Elemente ganz neu wichtig geworden:

Steinformationen, die je nach Licht unterschiedliche Grau- und Sandtöne reflektieren, erzählen die Geschichte einer langen Zeitspanne. Sie haben Stand gehalten bei Wind und Wetter und ihre ganz ureigene Form hervorgebracht.

Naturstein kündet von Beständigkeit, Zugehörigkeit, Halt, Gelassenheit, Überwindungskraft, Zuversicht, Vertrauen. Er lässt uns spüren, dass wir Teil einer großen Geschichte sind. Da fällt es leichter, auch seine eigene ureigene Geschichte anzunehmen und das zu akzeptieren, was man geworden ist.

Die Quelle mit ihrer sprudelnden Kraft erfrischt und sorgt für Reinigung und lebendiges Wasser. Sie ist ein Symbol für den unerschöpflichen Reichtum des Lebens. Auch wenn sie umgeben ist von Dürre und Trockenheit, bringt sie wieder Frisches hervor. Ein sprudelnder Brunnen singt eine Melodie der Hoffnung. Du kannst neu anfangen, es ist genug da, aus der Tiefe kommen Ressourcen, die nicht versiegen.

Der Bach oder Fluss ist immer zugleich Ursprung, Flusslauf und Mündung. Er ist immer ganz er selbst, obwohl er in unterschiedlichen Landschaften unterwegs ist, und entwickelt sich entlang seiner Reise vom Bach zum Strom. Dabei verändert er sich ständig und ist doch immer derselbe. Die Reise vollzieht sich aus der Stille heraus in einem bestimmten Rhythmus. Er zeigt auf, wie das Leben in Ursprung und Ewigkeit gespannt ist, und ermutigt aus der Stille heraus, durch wilde, einsame Landschaften der Verwirrung und Bedrängnis mit dem Blick auf die verheißungsvolle Zukunft ganz im Hier und Jetzt präsent zu sein.

Die grüne Wiese bringt die Erde zum Blühen. Die Farbe Grün steckt voller Frühlingsenergie und drängt zum Wachsen. Die Schafe auf der Weide genießen das saftige Gras. Kaum ist dann die Sommerwiese gemäht und das Heu eingesammelt, sprießen die neuen Halme. Selbst eine Betondecke vermag die Wachstumskraft des Grases nicht zu ersticken.

Der Geruch des Grases weckt den Hunger nach Leben. Der Tisch ist gedeckt und Energie zum Wachsen und Reifen entsteht. Dabei ist das Gras hartnäckig und richtet sich konzentriert nach oben, dem Licht entgegen. Eine Wiese steht also für Vitalität, energiegeladene, wachstümliche, konzentrierte Zielstrebigkeit. Gleichzeitig lädt sie ein zum Verweilen und Picknicken.

Der Baum wirkt ähnlich wie der Fels in der Brandung – mit seinen Wurzeln, dem Stamm und den Ästen, die sich nach oben strecken. Er braucht festen Halt und Nahrung aus dem Boden und gleichzeitig die Sonne, das Licht und den Regen und streckt sich aus zum Abenteuer des Lebens.

Er stellt sich den Umständen, entwickelt einen festen Stamm, um Frucht zu bringen. In seiner Frucht stecken die Samen für neue Bäume. Frucht entsteht also in der Spannung zwischen Beständigkeit, tiefer Verwurzelung, einem festen Standpunkt und der Freiheit, dem Aufstreben ins Unbekannte und zur Sonne.

Ein Weg der vollen Aufmerksamkeit

Meine Empfehlung ist: Gehen Sie alleine raus in den Wald oder eine schöne natürliche Landschaft in Ihrer Nähe und schenken Sie beim Gehen dem, was Sie umgibt, Ihre volle Aufmerksamkeit. Nehmen Sie sich bewusst Zeit, um mit allen Sinnen wahrzunehmen.

Gehen Sie denselben Weg mehrere Male. Einmal schauen Sie intensiv, beim zweiten Mal hören Sie, beim dritten Mal riechen Sie, beim vierten Mal tasten Sie und beim fünften Mal schmecken Sie. Laden Sie den Schöpfer ein, Ihnen zu begegnen.

Ilona Dörr-Wälde begleitet seit vielen Jahren Menschen auf Ihrer persönlichen Lebensreise. Als Coach unterstützt sie Frauen und Männer ihren eigenen Lebensthemen auf die Spur zu kommen und neue Perspektiven zu gewinnen. Diese Auszeiten und Ruheinseln – das „Kloster auf Zeit“ – sind elementar wichtig, um die eigenen Identität zu schützen und langfristig gesund zu bleiben.

www.klosteraufzeit.info

Related Posts

Leave a Comment