Ich sag’s frei heraus: Die apostolische Leidenschaft treibt mich um! Und damit die Frage nach einer gesamtgesellschaftlichen, alles mit dem „Sauerteig des Reiches Gottes“ durchdringenden Strategie. Unser Land driftet weitgehend in heidnische Lebensweisen ab und lehnt seine hebräisch-christlichen Wurzeln ab. Die meisten Menschen hier haben die heilende, erneuernde Kraft des Evangeliums noch nie erfahren.
Weltweite Lösungen bringen, wo es keine zu geben scheint
Der apostolische Dienst ist nötig, um Gottes Weisheit sichtbar zu machen. Indem er beispielsweise Wirtschaftsordnungen schenkt, die die Versorgung für alle Menschen ermöglichen. Und bei denen Arbeit und Menschenwürde untrennbar sind. Wenn unser Reich-Gottes-Verständnis sich auf den lokalen Gemeindebau begrenzt, ist es schwierig, apostolische Berufungen zu fördern, was wiederum den Missionsauftrag behindert.
Ich jedenfalls wäre begeistert, wenn mehr apostolische Unternehmer ihren Ruf erkennen und entsprechend handeln würden. In diesem Ringen um den apostolischen Auftrag, der nicht auf Evangelisation und Gemeindebau reduziert werden kann, bin ich auf einige Erkenntnisse gestoßen. Sie haben sowohl mein theoretisches als auch praktisches Verständnis vom apostolischen Dienst wesentlich erweitert.
Zunächst: Was zeichnet einen Apostel grundsätzlich aus?
1. Er braucht eine klare Sendung durch Jesus
2. Das Denken und Handeln konzentriert sich auf die größeren Zusammenhänge
3. Apostolisches Vorgehen führt dahin, dass sich ganze Menschengruppen Jesus zum Vorbild nehmen, ihm immer ähnlicher werden und sich selbst reproduzieren.
Diese zwei Augenöffner haben meine Sicht vom apostolischen Dienst gedehnt:
1) Es gab schon mal ein Volk, das nur aus ‚Jüngern‘ bestand
Als der messianische Bibellehrer Chuck Cohen in unserer Akademie für Leiterschaft Ende der Neunzigerjahre über ‚unsere christlichen Wurzeln‘ lehrte, wurde mir klar, dass Gemeinde bereits mit dem Stammvater Abraham begonnen, sich in dem Volk Israel ausgebreitet hat und durch Christus auch nichtjüdische Gläubige hinzu gezogen wurden.
Mir wurde klar: Es gab schon einmal ein Volk, das komplett unter Gottes Herrschaft stand und nicht mehr zwischen geistlichem und weltlichem Leben unterschied. Diese Sichtweise weitete meinen geistlichen Blick. Weg von der Konzentration auf Gemeindebau, hin zu einem größeren Verständnis. Ein Blumenstrauß voller Offenbarungen entfaltete sich in mir.
2) Mose und viele andere Personen aus dem alten Testament waren Apostel
Diesem Volk aus Jüngern stand Mose vor, der für mich ganz eindeutig als Apostel berufen war. Er wird im Alten Testament nie so genannt, aber wenn man seine Person anschaut, erkennt man die klassischen Merkmale einer apostolischen Persönlichkeit: Ein klares Berufungserlebnis, verbunden mit der Vollmacht, befreiend und wiederherstellend zu handeln. Außerdem vertraut ihm Gott ein ganzes Volk an – verbunden mit der Aufgabe, es in das verheißene Land zu führen und zu einem Gott gefälligen Leben anzuleiten.
Josua handelt eindeutig apostolisch
So gesehen offenbaren sich viele Persönlichkeiten des Alten Testaments, die eindeutig apostolisch gewirkt haben. Nehmen wir z. B. Josua: Seine Vollmacht zum Handeln rührt nicht nur daher, dass er Moses designierter Stellvertreter ist. Auch bei ihm sehen wir, wie er in apostolischer Vollmacht vorangeht und Raum macht für das Volk Gottes, das dann das Land besetzt, bepflanzt und bewohnt.
Himmel und Erde arbeiten zusammen, indem sie die Riesen vertreiben und scheinbar unüberwindbare Festungen überwinden – kurz: den Sieg erringen. Bei allem Respekt vor der Größe seines Auftrags geht Josua vor allem im Bewusstsein der Vollmacht Gottes voran. Er öffnet die Räume, festigt und verteilt das Land, ordnet die Besitzverhältnisse und schafft die Grundlagen für ein gesamtgesellschaftliches Leben unter der Herrschaft Gottes.
Josef – ein Apostel in Wirtschaft und Politik
Auch Joseph bekommt durch göttliche Träume einen klaren himmlischen Auftrag. In der Fremde schließlich gibt Gott ihm die Einsicht, Weisheit und Vollmacht, um das Volk Gottes sowie die heidnischen Völker vor einer Katastrophe zu retten. Josef schafft die Rahmenbedingungen, die ein Leben in Freiheit, Würde und Gottesfurcht erst ermöglichten.
Er demonstriert die Weisheit, Größe und Liebe Gottes vor den Augen der Nationen und pflanzt den kärglichen Rest seines Volkes mitten ins Herz des damals mächtigsten Reiches der bekannten Welt! Damals sind die Israeliten nur noch 70 Personen stark und vor dem Aussterben bedroht. Doch Gott beruft einen Mann aus ihrer Mitte, um sein Volk vor dem Untergang zu bewahren.
Auch die Könige Saul, David und Salomo haben ihren apostolischen Auftrag ergriffen
Folgen wir dieser Logik, dann gehören auch Saul, David und Salomo in diese Kategorie. Zudem wird ersichtlich, in welche Dimension diese Berufung vorstoßen kann: Sie wird hier sogar mit dem Amt des Königs in Verbindung gebracht. Es ist jedoch aus meiner Sicht nicht das Amt, das die göttliche Mission vorantreibt, sondern vielmehr die Tatsache, dass Gott seine Könige bevollmächtigt hat.
Apostel als Vorhut
Gott hat auch heute „einige zu Aposteln berufen“. Wenn diese ihr Mandat nicht ergreifen, um die Pläne Gottes in größeren Zusammenhängen zu erkennen und umzusetzen, dann fehlen der Welt entscheidende strategische Puzzleteile. Oder positiv formuliert: Wenn Menschen ihren apostolischen Auftrag umsetzen, treibt das die guten Absichten Gottes mächtig voran, vor allem auch die Mission. Ich bin zutiefst überzeugt: Die Apostel müssen zuerst gehen. Dann erst werden die anderen Christen mit all ihren Gaben folgen und die erschlossenen Räume mit Leben füllen.
Apostel bringen im großen Stil Veränderung
Zahlreiche Menschen sind von Gott beauftragt und bevollmächtigt, um bahnbrechend das Gute zu den Menschen zu bringen, das Gott geplant hat. In alle Sphären des Lebens: In die Wirtschaft und Gesellschaft, in die Politik und Bildung, in die Medien und sozialen Dienste. Wie Joseph oder Daniel sind sie mitten in die Welt hinein berufen, um dort im großen Stil Veränderung zu bringen.
Diese Erkenntnis hat mir geholfen, um auch in meinem Dienst Menschen zu entdecken, die ganz offensichtlich einen apostolischen Ruf haben. Zwar ist nicht jeder Unternehmer ein Apostel, aber einige von ihnen sind durchaus berufen, nicht nur Finanzen für die Mission zu generieren, sondern selbst apostolisch zu bauen. Ganze Städte oder Regionen sollen so unter Gottes Einfluss kommen, wodurch den Menschen die Augen geöffnet werden für seine Größe und Liebe.
Ich persönlich kann diesen Gedanken nur zustimmen – wir leben momentan in eine Phase auch in DE, in der umwälzende Dinge stattfinden und manches, was wir als etabliert und stabil angesehen haben, ins Wanken kommt.
Ein Beispiel: was passiert ökonomisch und wirtschaftlich, wenn in wenigen Jahrzehnten nur noch ein Bruchteil an Autos benötigt wird –> wo und wie arbeiten die Menschen dann – gerade im Autoland Deutschland?
Wir Christen sollten die „Zeichen der Zeit“ erkennen und uns auch in DE bereit machen, in diesen Veränderungen zu gestalten und wie oben geschrieben: „Gottes liebendem Einfluss in unserem Land einen Weg bereiten.“
Gleichzeitig wird das auch die Gemeindelandschaft in DE sehr herausfordern. Werden wir als Leiter von christlichen Gemeinden bereit und in der Lage sein, unseren Teil einzubringen? Sind wir als Gemeinden bereit für durchaus drastische Veränderungen? Wo werden die o.e. Apostel hervorgebracht nachdem sie Gott gerufen hat – wo finden sie ihre geistliche Nahrung und tragfähige Beziehungen? Ich bin überzeugt: die Zeit der Kirche Jesu kommt erst noch – dann wenn sie versteht, welche Rolle sie in diesem weiten Feld spielen kann und soll und wenn sie dazu bereit ist.