Thomas Härry ist ein Bestsellerautor. Seine Bücher sind klug, persönlich und inspirierend. Er ermutigt, hilft und fordert heraus. Führung ist eines seiner Lebensthemen, mit denen er sich seit langer Zeit fachlich und persönlich auseinandersetzt. Und er lebt Leitung. Praktisch in seinem Alltag als Vater, Leiter, Dozent und Begleiter. Und theoretisch durch die intensive Auseinandersetzung mit der Literatur. Das spürt man seinen Büchern ab. Auch in seinem neuesten Buch zur Führung, das hier vorgestellt u. besprochen wird.
Führung ist Selbstführung
Im Nachfolgeband von „Die Kunst, sich selbst zu führen“ ist Thomas Härry seiner Linie treu geblieben: die Person des Leiters steht auch in „Die Kunst, andere zu führen“ im Vordergrund. Fast 40% nimmt der erste Teil „Mich selbst verstehen und entwickeln“ und Aspekte des vierten Teiles ein. Das hätte auch gut in den ersten Band gepasst. Da die Bände aber unabhängig voneinander verstanden werden, obschon sie eine Verwandtschaft im Titel erkennen lassen, hat Härry dieses ungewöhnliche Konzept gewählt. Berechtigt ist das allemal: Führung ist immer zuerst Selbstführung. Und darin liegt die herausforderndste Führungsaufgabe eines Leiters. Und das größte Potential auf dem Weg zu einer wirksamen und guten Führungskraft. Dennoch: Als Leser bin ich überrascht, dass ein so großer Teil der Selbstführung gewidmet wird, da der Buchtitel eine andere Erwartung in mir geweckt hat.
Praktische Fragen des Führens
Im zweiten und dritten Teil des Buches bespricht der Autor konkrete und praktische Fragen des Führens. Das tut er mit reflektiertem Fachwissen, biblischen Bildern und einer griffigen Sprache. Sehr hilfreich dabei ist, dass man direkt in die Kapitel springen kann, die interessieren. Alle sind in sich abgeschlossen und somit eigenständig zu lesen. Das Konzept ergibt sich aus dem Ursprung der Beiträge. Seit 10 Jahren schreibt Härry eine Führungsserie für das Magazin AUFATMEN. Diese Beiträge bilden sozusagen die Grundlage, das Rohmaterial, mit dem er im Buch arbeitet. Neu bearbeitet finden sich nun viele Texte der Serie im Buch. Das ist sehr wertvoll. Viele Verantwortliche haben nur wenig Zeit zur Fortbildung. In diese Wirklichkeit stößt das Konzept von „Die Kunst …“ vor. Das Bonbon: Thomas Härry bespricht Aspekte, die er in der Führungsliteratur nur selten antrifft! Für den Praktiker ein Genuss.
Und noch einmal die Person des Leiters
Im vierten Teil wendet er sich wieder mehr der Person des Leiters zu: er soll „Gott-Gelassen führen“. Härry ermutigt in 6 Kapiteln zu einem Sein vor und mit Gott. Alles geistliche Leiten lebt aus dieser Quelle. Sehr wertvoll. Geistliches Leiten stellt der Autor damit auf den Prüfstand: Wie gelingt das? Im ganzen Buch ist das ein roter Faden, hier verdichtet er diesen Auftrag. Eben mit seiner Gabe und seinem Berufungsschwerpunkt.
Fazit
Die 32 Kapitel können voneinander unabhängig und in beliebiger Reihenfolge gelesen werden. Leitungsteams werden einzelne Kapitel lesen und mit Gewinn die Impulse reflektieren und aufgreifen. Wer sich intensiv mit seiner Person, seinem Gewordensein und seiner Entwicklung als Leiter beschäftigen will, greift zum ersten Band. Wer diese intensive Beschäftigung nicht direkt eingehen will aber ein Führungsbuch sucht, das diese wesentliche Aufgabe der Selbstleitung mit aufgreift, ist hier richtig. Denn es verknüpft die unterschätzte Frage nach der Selbstleitung mit den weiteren Themen, die einer Führungskraft im Alltag begegnen.
Thomas Härry – Von der Kunst, andere zu führen