Reizthema Bundestagswahl 2017 – wen wirst du wählen? Ein Parteibuch oder die Menschen dahinter? Ich möchte hier einen biblischen Blick auf Politiker werfen. Die für mich entscheidende Frage ist: Versehen Politiker ihren Dienst im Sinne Gottes als „Hirten“? Das für mich inzwischen wichtigste Merkmal eines Politikers ist das „Hirtenherz“, ungeachtet seiner oder ihrer politischen Orientierung.
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Menschen werden müde, wenn ihre Lebensbedingungen nicht stimmen
In Matthäus 9, 35-37 heißt es: „Und Jesus zog umher durch alle Städte und Dörfer und lehrte in ihren Synagogen und predigte das Evangelium des Reiches und heilte jede Krankheit und jedes Gebrechen. Als er aber die Volksmenge sah, wurde er innerlich bewegt über sie, weil sie erschöpft und verschmachtet waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Dann sprach er zu seinen Jüngern: Die Ernte ist zwar groß, die Arbeiter aber sind wenige. Bittet nun den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter aussende in seine Ernte.“
Schafe, die keinen Hirten haben, sind müde und erschöpft. In unserer Prägung denken wir bei Hirten gleich an Pastoren, Pfarrer oder geistliche Leiter. Aber diese Bibelstelle, die Jesus aus dem Prophetenbuch Hesekiel zitiert, spricht von Menschen, die für ein Volk Verantwortung tragen – die Politiker. Mir wurde plötzlich klar: Nehmen sie ihre „Hirten-Aufgaben“ nicht wahr, führt das zur Erschöpfung des Volkes. Weil es Energie braucht, um sich zu orientieren, abzusichern oder Streitigkeiten zu schlichten.
Politiker sollten das Leben der Menschen leichter machen
Verstehen sich Politiker dagegen mehr als Hirten und handeln entsprechend, erstarkt eine Stadt oder ein Land. Im Bild gesprochen führt eine gute Hirtenschaft auf gute „Weiden“. Politiker haben also die Aufgabe, für gesunde Produktivität, Sicherheit und den Zusammenhalt der Bevölkerung zu sorgen.
In Hesekiel 34 wendet sich Gott gegen die Hirten Israels, die sich selbst weiden. Statt das Schwache zu schützen, suchen sie ihren eigenen Vorteil und „trampeln“ das Starke nieder. So kann keine Kommune funktionieren! Und die Bibel beschreibt den Schmerz Gottes in Anbetracht von alledem. Im weiteren Text kündigt Hesekiel daher an, dass Gott selbst einen guten Hirten (Jesus) geben wird. Für mich bedeutet das:
Jedes politische Amt leitet sich vom Vorbild Jesu ab
Daher mein Appell: Es wird Zeit, dass wir die von Gott als „Hirten“ für unsere Nation Berufenen erkennen. Wir brauchen Politiker mit den oben erwähnten Eigenschaften, die den Menschen in Form einer von Jesus geprägten politischen Kultur dienen.
Als Aufgabe des Volkes sehe ich, dass wir Politikern Respekt, Ehre und Anerkennung entgegenbringen. Eine solche Haltung ist kaum noch zu finden. Grundsätzlich werden heute Menschen, die Verantwortung übernehmen, oft in Frage gestellt und niedergemacht. Natürlich wirkt sich das negativ auf sie aus. Besser wäre es, sie darin zu unterstützen, gute Hirten für ihren anvertrauten Bereich zu sein.
Wenn du Oberbürgermeister einer Stadt wärst …
Kürzlich bat mich ein Geschäftsführer, den ich schon eine Weile in seinem Unternehmen begleite, um Unterstützung. Er überlegte, sich der Wahl zum Oberbürgermeister seiner Stadt zu stellen. Alle drei Fraktionen standen hinter ihm, daher hatte er die besten Chancen zu gewinnen. Im Zuge dieses Prozesses haben wir überlegt: Wie geht es dieser Stadt eigentlich wirklich? Welche Probleme, Ressourcen und Stärken hat sie? Dabei habe ich gemerkt, welche enormen Möglichkeiten gerade Lokalpolitiker haben, das Wohl ihrer Stadt zu suchen und zu begünstigen.
Das hat mich sehr bewegt. Dieser Geschäftsführer entschied sich gegen die Kandidatur. Und mir wurde schmerzlich bewusst, wie wenig Menschen sich politisch engagieren. Nicht einmal zwei Prozent der Deutschen sind Mitglieder einer Partei. In meiner Wahrnehmung fühlen sich auch nur wenig Christen für die Politik berufen. Zu den rühmlichen Ausnahmen gehören Thomas Schwenger und Friedemann Kalmbach. Die beiden Kommunalpolitiker kenne ich schon lange. Ihr Hirtenherz kann ich ganz und gar bestätigen.
Christen an die politische Front!
In den Gemeinden haben wir es oftmals versäumt, Menschen zu erkennen, die für politische Ämter und Tätigkeiten berufen sind. Es tut mir leid, dass wir als geistliche Leiter diese Menschen zu wenig beachtet und unterstützt haben. Auch lehren wir zu wenig darüber. Wagt sich dann doch jemand aus der Gemeinde in die Politik, gibt es oftmals vorschnelle Kommentare, wie: „So ein schmutziges Geschäft!“.
Wenn Christen bei sich ein Hirtenherz feststellen, bedeutet das, dass sie vielleicht nicht nur das Zeug zum Pastor haben, sondern auch zum Politiker. Gibt Gott uns also Politiker, die sich wie Hirten benehmen, sollten wir sie ganz besonders wertschätzen. Das setzt ihr Potenzial frei, zu unser aller Gunsten zu handeln.