Im Rahmen meiner Coachingtätigkeit von Führungskräften fragte mich ein christlicher Unternehmer – ein Sondermaschinenbauer – einmal nach meiner Einschätzung in einer für ihn äußerst heiklen Frage: Dürfe er als Zulieferer eine Anlage bauen und ausliefern, mit der der Käufer Ornamente für Moscheen in aller Welt produziere?
Als Pastor war ich mir nicht bewusst, welche Sorgen Führungskräfte haben
In diesem Moment wurde mir aufs Neue bewusst, wie weit die Themen, über die ich 15 Jahre lang zuvor als Pastor gepredigt hatte, von der Alltags-Realität vieler entfernt waren. Geschäftsleute oder andere Menschen in Verantwortung sehen sich tagtäglich mit Fragen konfrontiert, von denen ich damals keinen blassen Schimmer hatte. Wie auch.
Ich hatte zwar die besten Absichten, doch wenig direkte Berührung mit den tatsächlichen Sorgen meiner Gemeindemitglieder. Gerade das, was Entscheidungsträgern in der Wirtschaft oder in anderen Gesellschaftsbereichen im Alltag unter den Nägeln brennt, kam in meiner Verkündigung so gut wie gar nicht vor. Der Schwerpunkt meiner Predigten lag auf den Themen „Gemeindebau“ oder „persönliches Glaubensleben“. Manchmal vermittelte ich sogar ein endzeitliches Verständnis, das den Schluss nahelegte, es sei besser, sich von dieser Welt fernzuhalten. Heute würde ich das nicht mehr tun.
Ich nahm ganz viel Einsamkeit wahr
Als mich dann immer mehr christliche Führungskräfte als Berater anfragten, erkannte ich, welche Probleme sie wirklich bewegen. Unter welchem Druck sie stehen, wie ihre Arbeitszeiten sind und in welcher Geschwindigkeit vieles von ihnen abverlangt wird. Ich realisierte, dass meine appellative Verkündigung doch weit über den Köpfen der Menschen schwebte. Das Erleben an der Basis hat mich fast geschockt.
Vor allem aber nahm ich ganz viel Einsamkeit wahr. Dies bewegte mich zutiefst. Bis heute. Oft höre ich: „Mit wem soll ich denn über meine Themen reden?“ Christen in verantwortungsvollen Positionen kämpfen mit Gewissenskonflikten, mit Fragen aus den Bereichen Ethik und Moral. Oder auch mit Sachthemen, die sie als Glaubende mit mehr Integrität und Gewissenhaftigkeit behandeln wollen, als dies üblich ist. Viele fragen sich: „Wer kämpft mit mir dieses Thema durch?“ oder „Wer versteht mich?“
Ich möchte einen Raum für verschiedene Berufungen schaffen
Das soll anders werden. Die Stadtreformer gehen ihren Weg gemeinsam. Bei uns sollen sich Menschen mit verschiedenen Berufungen begegnen, qualifizieren und ermutigen. Ich möchte Räume öffnen, worin Gott Menschen zueinander führt; worin sich Menschen erkennen und gegenseitig helfen. Dies auch durch Querverbindungen, in denen sich beispielsweise Politiker und Pastoren gegenseitig unterstützen. Oder wo klassische gemeindliche Dienste – wie der prophetische Dienst – herausgefordert werden, sich außerhalb des Gemeindekontextes zu entwickeln. Ich denke an einen mir bekannten Propheten, der aktuell an der Realisierung eines Kinofilms arbeitet.
Sich innerhalb der Disziplinen zu helfen, aber auch interdisziplinär. So stelle ich mir das vor.
Das interdisziplinäre Zusammenkommen könnte eine enorme Herausforderung werden. Gleichzeitig ist dies aber auch die entscheidende Komponente der Gegenwart und nahen Zukunft. Wir erleben zunehmend in der Wissenschaft, dass etwa Medizin und Physik oder Soziologie und Ökonomie zusammenfinden, um größere Erkenntnisse zu entwickeln.
Verschiedene Gaben zusammen ergeben mehr als die Summe ihrer Teile
Ich bin überzeugt: Wenn bei den Stadtreformern unterschiedliche Disziplinen und Gaben zusammen kommen, entsteht etwas Größeres, Besseres, etwas nie Dagewesenes.
Dafür möchten wir die Grundlage schaffen.
Zum einen durch ein theologisches Verständnis, das dies erst ermöglicht und die Blockaden in unserem Hirn auflöst. Beispielsweise die Blockade, dass Gott die Welt ablehnt. Ich brenne dafür, dass das theologische Verständnis dafür geschaffen wird, dass Gott die Welt liebt. Gott lässt seine Sonne aufgehen über Gerechte und Ungerechte; Gott hat durch Jesus die g a n z e Welt bereits erlöst. Fehlt dieses Verständnis, dann suchen wir erst gar keine Lösungen und Antworten.
Zum anderen wollen wir Menschen durch Videokonferenzen zueinander bringen sowie durch regionale und nationale Begegnungen, Seminare und Konferenzen. Durch unsere Veranstaltungen – wie auch durch unsere Blogs – sollen Gottes Offenbarungen und Erkenntnisse Menschen freisetzen.
Eine entscheidende Offenbarung für mich: Gott bringt Wasser in die Wüste
Eine solche Offenbarung, mit der ich neue Kraft entwickelte, ist die Jahreslosung von 2007. In Jesaja 43,19 steht: „Gedenkt nicht an das Frühere und achtet nicht auf das Vorige! Denn siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf. Erkennt ihr es denn nicht?“ Für mich war das nicht nur irgendeine Jahreslosung. Sie hatte für mich epochalen Charakter, beschrieb sozusagen die nächste Etappe. Vergiss mal das Vorige. Vergiss es, nicht, weil es immer schlecht war. Sondern, weil du sonst nichts Neues denken kannst. Wie etwa in Bezug auf deine Gotteserfahrungen: „Ich weiß schon, wie Gott zu mir redet.“ – Nein, möchte ich sagen, vergiss das auch mal, bitte!
Ich will Neues schaffen. Und was ist das Neue? Laut Jesaja will Gott um seines Volkes Willen Wasser in die Wüste schicken. Da habe ich plötzlich begriffen: Das Neue, das Gott tut, stellt keine Oase dar, zu der wir pilgern müssen. Gott bringt vielmehr die Oase zu den Menschen. Dorthin, wo sie sind. In die Wüste.
Der Alltag fühlt sich oft so trocken, so einsam, so verloren an
Menschen pilgern zu den Oasen. Aber wo sie leben, ist es noch trocken. Gott sagt, er wird das Wasser auch zu uns, seinen Kindern, in die Wüste bringen, von dem das Leben kommt. Und weil wir vor Ort sind, kann dort Leben entstehen und „es freuen sich die Strauße und Schakale“, wie es im nächsten Vers heißt. Davon profitieren sowohl die Menschen, die guten Willens sind als auch die anderen.
Ich bin überzeugt: Dieses Neue, das Gott schafft, ist auch die Stadtreformer-Bewegung. Das Leben kommt zu dir! Gott bringt es dahin, wo du lebst und arbeitest. Dadurch fängt die Wüste an zu blühen. Auch dort, wo es beispielsweise um die Produktion von Ornamenten für Moscheen geht.
Wollen Sie wissen, was ich meinem Unternehmer vom Anfang geantwortet habe?
Vielleicht erstaunt es Sie, ich aber stellte eine Gegenfrage: „Dem Mammonsystem bist du bereit zu dienen, aber einer anderen Religion nicht?“. – Zum Verständnis: Derselbe Kunde kaufte bereits zuvor eine seiner anderen Maschinen, um damit Ornamente für den BMW-Turm zu fertigen. Ich fragte meinen Unternehmer, wo für ihn der Unterschied läge. „Wenn du so anfängst zu denken, darfst du fast gar nichts mehr tun.“ Lediglich einen einzigen Rat gab ich Ihm mit auf den Weg: „Liefere als Christ die beste Qualität ab!“
Mit welcher Haltung dienen wir?
Mit dem in mir bereits keimenden Stadtreformer-Gedankengut forderte ich meinen Unternehmer mit einer Bibelstelle heraus: „Nenne du nicht unrein, was ich als rein befunden habe“. Entscheidend finde ich, mit dem richtigen Geist und in der richtigen Haltung zu dienen. Es geht nicht um die Frage, welchen religiösen Hintergrund jemand hat. Wir dienen immer als Christen mit unseren Gaben.
Viele Menschen mit vielen Gaben – darauf freue ich mich. Gott hat sie vorbereitet, „Seine“ Stadtreformer. Die gemeinsam „Ja“ sagen zu seinen guten Plänen für Deutschland. Wir sind in Startposition, unsere Pilotphase hat begonnen. Bist du es auch?